Bloomsday im Jahre 2019

Es gibt ihn nicht mehr, den Bloomsday. Nein. Kulturpessimisten werden jetzt aufstöhnen, aber keine Sorge, so ist das nicht gemeint. Und nun wieder stöhnen, denn statt eines Bloomsday gibt es jetzt immer gleich mehrere am Stück, und das ganze droht sich zu einer Bloomsweek auszuwachsen. Der Joyce-Experte und Autor Robert Nicholson, lange Zeit Kustos des Joyce-Tower am Strand von Sandycove, wird denn auch zitiert, mittlerweile habe der Bloomsday soviel mit Joyce zu tun wie Weihnachten mit Jesus.
James Augustine Aloysius Joyce (geboren 1882 in Rathgar, Dublin, und verstorben 1941 in Zürich) rebellierte in seinem Schriftstellertum gegen traditionelle epische Formen. Das lässt heute die Köpfe vieler Gelehrter rauchen und erst recht die der Leser, die darauf nicht vorbereitet sind. Spaß an Joyce hat vermutlich eher der, der offen ist für das Assoziative, für Ausflüge in die Gedankenwelt der Akteure, für innere Monologe, für Sinn und Unsinn.
Leopold Bloom, einer von drei Helden des Ulysses, mäandert am 16. Juni 1904 durch Dublin. Und man kann es ihm heute nachtun, vor Ort in der UNESCO City of Literature oder in Gedanken. Dublin war für Joyce allerdings nur zu einem Teil Objekt der Liebe, zum weitaus größeren indes „city of failure, of rancor and of unhappiness“ (Joyce 1909).
Abb: In Sweny’s Drogerie gibt es im Andenken an Leopold Blooms Stadtwanderung eine „lemon soap“, Pins aus dem Joyce Centre zeigen des Meisters Haupt / Unter dem Beitrag: Dublin info 2019, Martello Tower 2016 (Fotos: B. Lemcke)

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