Leprechauns Tagebuch

Der kleine Harfe spielende Geselle aus der Anderswelt im Logo von „Irish Berlin“ ist ein Leprechaun. Nach langem Bitten hat der umtriebige Bursche sich herumkriegen lassen, ein bisschen von seinen Reisen und Erfahrungen zu erzählen, Geschichten aus dem Laden breitzutreten und Klatsch zu verbreiten. Wir sind ihm dafür äußerst dankbar. Sláinte!

(Das Tagebuch wird momentan fortgeführt durch aktuelle Einträge auf facebook „irish berlin“, twitter sowie Instagram irish-berlin-shop)

April 2018

Ein älterer Herr, der ein enges Kapuzenshirt probiert. Die Chefin muß ihm helfen, da wieder rauszukommen.
Er: „Das hätte ich ja nicht gedacht, dass ich heute noch von einer fremden Frau ausgezogen werde.“
Die Chefin: „Seh’n sie, da haben sie gleich was für ihr Tagebuch…“

März 2018

Kundengespräch:

Hab’n Sie Kognak?
Nee, nur Whiskey.
Was kostn der?
Achtzehn fuffzich.
Oh, so teuer. Da muß Oma heute Brause trinken.

August 2017

Hier ging gerade ein kleiner Asiat in einem riesigen Großvaterhemd verloren. Ich hörte es nur noch kichern aus dem zeltartigen Kleidungsstück in Größe S. Der junge Mann war so begeistert, dass er das Hemd dennoch mitgenommen hat.

Juni 2017

Im frühen Juni ein Kunden-Spruch des Tages: „Mein Schottenrock ist mein blaues Handtuch“.

Mai 2017

Zu einem Treffen, bei dem man gerne Mäuschen gewesen wäre, kam es am 14. Mai in einem Dubliner Hotel. Dort nämlich hatte sich Bob Dylan, der auf Konzertreise in Irland weilte, mit Shane MacGowan verabredet. Dylan gehört zur großen Fangemeinde des ehemaligen Pogues-Frontmanns. Aufmerksam geworden war er auf die Band durch ihr 1988er Album „If I Should fall from Grace with God“, das ihn schier umgehauen hatte. Er buchte die Pogues als Vorband für seine Nordamerika-Tour in den späten 80ern. Shane verpasste allerdings seinerzeit den Flieger.

Der 75jährige Dylan, inzwischen Literaturnobelpreisträger, fragte MacGowan Presseberichten zufolge, wie lange er eigentlich an „Fairytale of New York“ geschrieben habe. Shane MacGowan darauf: 15 Minuten. Hoch leben die Genies!

November 2016

Kundengespräch über die wunderbare Whiskey-Marmalade (ja, Marmalade wird das geschrieben, wenn es mit Orangen gemacht ist, sonst ist es Jam). Die Chefin schwärmt „… nach dem Genuß ist man voll einsatzfähig“, der Kunde unterbricht „Ich hoffte, sie beendeten der Satz bei voll.“

Oktober 2016

Mary Coughlan singt im Berliner Quasimodo die ersten paar Liedzeilen und schon ist man wieder süchtig nach dieser warmen, kaum rauhen, dunklen Stimmfarbe.

September 2016

Mehrmals die Woche erreichen uns Angebote aus dem Reich der Mitte, die wir leichten Herzens ignorieren. Hier eine Kostprobe:

„Froh, zu erfahren, dass Sie in dummys Trauringe interessiert kann; wir sind professionelle dummys Trauringe Fabrik in China. Ich bin Ivy Lv; Unsere Fabrik Fokus auf hohe Qualität und Hand dummys Trauringe (Fenster zeigen Proben, statt Ihrer Goldringe)“

August 2016

Hier war mal wieder volles Haus als Pól Ó Murchú einen Vortrag über die irische Sprache hielt. Erst hatte ich Mühe, meine Leprechaun-Kumpane zum Stillsitzen zu bringen, aber dann lauschten wir alle andächtig. Als nachts das Licht ausging, waren meine letzten Worte: Tá tuirse orm. Oder wie der Berliner sagen würde: menno, bin ick fettich.

Juli 2016

In den nächsten Wochen wird der Altersdurchschnitt in Berlin-Mitte enorm nach oben verschoben. Jackie Edwards aus Wexford hat ihre Bilder im Laden aufgehängt: alles alte Käuze mit wunderschönen gelebten Gesichtern.

Juni 2016

John Lennon in Irland. Er will auf seine Insel, kann sich aber nicht recht erinnern welche es war – es gibt in der Ecke im irischen Westen 365, eine für jeden Tag. Also steigt er in einem Gästehaus ab. Beim irischen Frühstück verschmäht er den black pudding. Der Herbergsmutter begründet er das mit seiner makrobiotischen Ernährung. Die sagt nur: Was isste dann, etwa Flöhe? (Gerade gelesen in Kevin Barrys „Beatlebone“)

Mai 2016

Ein irischer Tourist sieht im Laden das gut mit Barry’s-Tee gefüllte Regal und ruft: „That’s magic!“ Ach, könnte man doch immer  mit so kleinen Dingen solche Freude bringen…

März 2016

Die Frau kauft einen irischen Pullover. Sagt der Mann: Hab ich ja auch was davon, wenn ich meine Frau drücke, und die ist warm…

Februar 2016

Im Berliner Urban Spree brilliert Ardal O’Hanlon als Standup-Comedian. Wir kannten ihn bislang als den naiven und doch liebenswerten Father Dougal in der Sitcom „Father Ted“. Wenige Tage nach dem Auftritt erfahren wir, dass Father Jack gestorben ist und zwar genau 18 Jahre nach Father Ted. Wenn Sie nicht wissen, wovon wir reden – sehen Sie sich mal ein paar Episoden auf youtube an. Sie werden Tränen lachen!

Oktober 2015

Eine ältere Dame aus Schottland betritt den Laden. Ich erinnere mich, letztes Jahr hatten wir uns über Brendan Behan unterhalten. Sie fragt mich, ob ich mal wieder in Irland war. Ja, auf Rathlin Island. Oh, sagt sie, mein Vater war dort Pfarrer.
Vergangenes Jahr war die Dame in Begleitung ihres Mannes hier gewesen. Sie erzählt, dass er zum Jahresende verstorben ist, aber nochmal nach Berlin zu reisen, hätten sie vorher schon geplant. Und weil der Besuch bei „Irish Berlin“ zu ihren letzten gemeinsamen schönen Erlebnissen gehörte, sei sie nun für ein Wochenende in der Stadt. Alleine.
Ich sage, ich bin sicher, Ihr Mann reist mit Ihnen.
Ja, sie deutet auf ihre rechte Schulter und sagt mit Tränen in den Augen, hier sitzt er.

September 2015

Er probiert eine Tweedjacke in grauem Herringbone. Will aber lieber was Grünes. Da bricht es aus ihr heraus: Du immer mit deinem Grün, das geht mir so auf die Nerven, im Wald grüßen sie uns schon, weil alle denken, du bist der Förster…

Juni 2015

Ein Herr mit silbergrauem Bart bis zum Bauchnabel und ebensolchem Haar kauft seine erste Flasche Irish Mist. Als er hört, dass der edle Trank auf einem tausend Jahre alten Rezept basiert, pariert er: „Das ist ja meine Zeit!“

Mai 2015

Eine Reisegruppe bleibt vorm Fenster stehen. Schreit die Touri-Gouvernante: Wir sind jetzt nicht hier, um irische und schottische Muster zu diskutieren! Das da drüben ist das katholische Krankenhaus…

April 2015

Kaum zu glauben, dass es bereits zwanzig Jahre her ist, dass Father Ted erstmals im Fernsehen zu sehen war. Ein irischer Kanal traute sich nicht, also lief die Sitcom auf Channel 4. Also ich kann nicht genug davon bekommen, auch nach zwei Jahrzehnten.

März 2015

Der begnadete Übersetzer irischer Literatur von Flann O’Brien bis Frank McCourt wird siebzig: Harry Rowohlt. Meine Regel bei der Entscheidung vorm Bücherregal: egal was, wenn er’s übersetzt hat, ist es lesenswert.

Januar 2015

Wenn Sie sich für den Geheimdienst und die Beziehungen zwischen Irland und der DDR interessieren – an der Uni Limerick hat Jerome aan de Wiel unlängst sein Buch „East German intelligence and Ireland, 1949–1990“ publiziert.

November/Dezember

Am 8. November erschien in der Irish Times ein umfangreicher Artikel über unseren kleinen irischen Laden in Berlin. („Bei ihrer letzten Irland-Reise suchte Beate Lemcke den Deansgrange Cemetary in Dublin auf, um das Grab von Brian Nolan, besser bekannt als Flann O’Brien, zu besuchen. Nachdem sie einen Schluck Whiskey für ihn auf den Grabstein geträufelt hatte, trank sie den Rest selber, um dann zum Aufwärmen ins Cafe nebenan zu gehen.

Sie erzählt, wie sie einem älteren Paar davon berichtete und der Mann alsgleich A Pint of Plain deklamierte, während die Frau ihr verriet, dass sie O’Briens Bruder zuweilen am Meer in Dún Laoghaire promenieren sieht. „Geschichten wie diese“, sagt sie, „erinnern mich daran, warum ich immer wieder nach Irland reise“ http://www.irishtimes.com/life-and-style/people/ich-bin-ein-irish-shopkeeper-tales-from-the-fall-of-the-berlin-wall-1.1992228#).

Wie groß war die Überraschung, als wenige Tage vor Weihnachten ein Brief aus Dublin eintraf. Da schrieb ein alter Herr, er habe sich in dem Artikel wiedererkannt in der Begegnung auf dem Deansgrange Cemetary.
Unglaublich oder? Wer zweifelt jetzt noch daran, dass es Leprechauns gibt und Irish Luck ja sowieso.

Oktober

Anruf aus Wuppertal, am Apparat ein Herr, der sich kürzlich von uns eine Patchwork-Tweedweste schicken ließ. „Wenn ich zurückblicke auf Höhepunkte des Jahres – dann ist sie der absolute Gipfel.“

September

Im irischen Laden nach Sombreros zu fragen, fällt doch schon unter Grober Unfug, oder?

August 2014

Wir haben einen Handwerker auf der Walz glücklich gemacht. Die irischen Tweedmützen – so befand er – sind die besten zum Arbeiten. Dann wanderte der Zylinder wieder auf seinen Kopf, der Reisende stampfte mit seinem Wanderstock auf und grüßte und dankte nach altem Brauch…
Schön, daß diese Tradition sich gehalten hat.

Juli 2014

Heute war hier ein knuffeliges altes Ehepaar aus Irland. Den Mann schickten wir zum Friseur für Weißhaarige nebenan. Dann konnten die Damen plaudern. Schnell waren sie bei den irischen Literaten. Die Chefin erzählte von ihrem Besuch am Grab von Brendan Behan in Dublin Glasnevin. Die Dame aus Irland hatte die schöne Geschichte dabei, wie sie als ganz junge Frau selbigen in einem Pub sitzen sah. Geistesgegenwärtig habe sie ordentlich Rot auf die Lippen gelegt. Um dann reinzumarschieren und sich mit ihm zu unterhalten.
Oh, da hätte ich gern als Mäuschen unterm Tisch gesessen…

Kurzer Schwenk zum Friseur. Von dem hörte ich, daß heutzutage oft die jungen Frauen ihre Männer oder Partner mitbringen. Und die sagen dann dem Friseur, wie er die Dame zurechtmachen soll.
Ach herrjeh!

Juni 2014

An der Ladentür-Schwelle wurde mal wieder Berliner Stadttheater gegeben.
Unser Jack-Russell-Hund Polly ruhte in einem Sonnenfleck an der Tür. Dies lockte ein älteres Ehepaar an, das den Hund ansprach. Der ließ sich nicht aus der schläfrigen Stimmung bringen. Weder vom Locken noch von Fragen. Eine Frage hieß: ist das ein Senf-Hund?
Wie bitte?, stellte die Chefin sich auskunftsbereit zur Verfügung.
Ein Senf-Hund. Einer, wo jeder was dazugegeben hat.
Nee, sagt sie. Aber wenn, dann wäre es mir auch egal.
Inzwischen hat sich eine junge Frau dazugesellt, die sitzt auf der Türschwelle und pult das weiche Weiße aus einer Schrippe.
Fragt, ob der Hund was abhaben darf.
Na klar.
Der Hund ist jetzt hellwach, kaut und setzt sich auf den Hintern, die Vorderläufe winken um Nachschub.
Da fasst die junge Frau den alten Herren ins Auge und hält die Schrippe hoch: Wolln se auch was?

Mai 2014

Mein Ruf ist legendär, wobei der als Glücksbringer ein wenig überschattet ist von dem als „bad boy“. Ob er berechtigt ist, müssen andere entscheiden. Langweilig wird es mit mir nie, und da sehe ich eine Parallele zu Mr. Terri Hooley, dem Godfather of Punk in Belfast. Dessen verfilmte Biographie läuft endlich auch in den deutschen Kinos: „Good Vibrations“. Unbedingt hingehen, das ist kein „feel good“-Film, sondern ein „feel great“-Film, der einen lehrt, das Leben mit beiden Händen zu packen.

April 2014

Im Berliner Quatsch Comedy Club fragt der irische Standup-Comedian Tommy Tiernan, ob auch Iren im Publikum seien. Na klar, etliche Arme schnellen hoch. Darauf war der Mann aus Meath gefasst, denn so passiert es immer, egal wo. „Und wenn du drei Eskimos hast – zwei davon sind Iren.“

 

März 2014

O-Ton Besucherin: „Wenn man hier reinkommt riecht es wie Urlaub in Irland.“ Ha, so sind wir Leprechauns halt, alles echt, alles Natur and really Irish.

 

Februar 2014

Auf dem Filmfest Berlinale läuft der irische Film „Calvary“ mit Brendan Gleeson. Im September kommt er auch in die deutschen Kinos.

 

Januar 2014

Flann O’Brien hat seit Ende letzten Jahres endlich ein Denkmal in Strabane, der Künstler, der es schuf, stammt aus Deutschland.

 

Dezember 2013

Weihnachtslieder dudeln in Kaufhäusern, im Radio, überall. Das einzige, das mir in vielen Jahren noch nicht auf den Docht gegangen ist, ist Shane MacGowans „Fairytale of New York“.

 

November 2013

Ein junger Mann freut sich an den flauschigen Grandfathershirts. Zu den Nightshirts sagt er: Als Nachthemd ist das zu schade, da verschläft man ja alles!

 

Oktober 2013

Der Sommer ist nochmal zurückgekehrt, und vorm Laden spielt Andreas auf der Mandoline irische Tunes und singt mit seinem wunderbaren Timbre. Da baut sich 50 Meter weiter der Leierkastenmann auf und beginnt zu leiern. Selbst Ganoven haben mehr Ehrgefühl!

 

Kontrastprogramm: Die Politesse aus der Großen Hamburger Str. fragt, wie sie Touristen auf Englisch einen schönen Tag wünschen kann. Ha, von wegen Servicewüste!

 

Juli 2013

Auf diversen Filmfestivals wurde dieser Streifen gefeiert, den es nun auch auf DVD gibt: „Good Vibrations“ (2013), die Geschichte des Godfather of Punk in Nordirland, Terri Hooley. Leicht, liebevoll und mit Humor erzählt und mit einigen schönen Ideen ins Bild gesetzt, besticht vor allem der Hauptdarsteller Richard Dormer. Also manchmal… da denkt man doch wirklich… der Terri…

Good Vibrations erzählt von den Outcasts, Rudi, den Undertones, vom Punk, der seinen Haarschnitt aus New York, seine Hosen aus London, aber seine Begründung aus Belfast bezog, wie Terri Hooley es zusammenfasst.

Juni 2013

Zugegeben, eine leichte Lesekost ist der „Ulysses“ nicht. Aber vielleicht hindert uns auch das verkopfte Herangehen an die Lektüre, diese zu genießen. Joyce wusste schon, dass es ihn unsterblich macht, wenn er den Deutern eine harte Nuss hinterlässt. Wahrscheinlich kichert er sich eins…

Am 16.6. ist wieder Bloomsday, weltweit der einzige Feiertag, der einem Roman gewidmet ist. In Dublin wird dann traditionell auf den Spuren des Leopold Bloom gewandert. In München gibt es beim After-Bloomsday am 17.6. einen Joyce-Abend mit Harry Rowohlt, dessen Übersetzungen gerne mal das Original übertreffen. Joyce hat er sich allerdings – soweit wir wissen – nie angetan.

Mai 2013

Für Freunde der irischen Dramatik und Performance hält der Frühling in Berlin ein sattes Programm bereit. „THE FULL IRISH“ präsentiert bis zum 18. Mai im English Theatre prämierte Theateraufführungen, Lesungen und Diskussionen unter anderen zu Beckett und mit Roddy Doyle.

 

April 2013

Ein Clooney macht noch keinen Sommer. So wurden kurzfristig die Dreharbeiten zu „The Monuments Men“ hier in der Großen Hamburger Straße abgesagt. Schließlich soll der Film im Sommer spielen, und hier liegt noch Schnee. Auch gut, so kann der Laden geöffnet bleiben und die Kunden haben die Chance, sich mit wärmender Wollkleidung zu wappnen, denn es bleibt weiter winterlich.

März 2013

Unter den Gästen der offiziellen Feier in der irischen Botschaft sah die Chefin nur ein ihr bekanntes Gesicht. „You’re the only person I know here, even if I don’t really know you, just your music…“ Dann entstand ein Schnappschuss mit Rea Garvey.

Februar 2013

Im County Kerry erwägt man, vom Alkohlverbot am Steuer abzurücken. Die Begründung ist einleuchtend absurd: weil die Selbstmordrate sonst zu sehr steige.

Auf jeden Fall ist das der Beweis, dass der Blarney-Stone hält was er verspricht. Denn der ihn geküsst hat, ist um keine Ausrede verlegen.

Januar 2013

Nun hat mein kleines Volk – naja, nicht wir Leprechauns, sondern die Iren – die EU Ratspräsidentschaft übernommen. Politik – nicht jedermanns Tummelplatz, ich weiß. Aber die Iren haben sich gleich wieder ein paar tolle Dinge ausgedacht. Ein Poesieprojekt zum Beispiel, bei dem man sich bis Ende Juni wöchentlich ein Gedicht zusenden lassen kann. Wahre Poeten, diese Iren…

http://eu2013.ie/news/news-items/20130116thepoetryprojectfeature/the-poetry-project.php

Dezember 2012

faq: Zu den am häufigsten gestellten Fragen im Laden gehört diese: Machen Sie das alles selber? Selbstverständlich, die irischen Schafe stehen zwecks Schur manchmal Schlange bis zum Oscar Wilde Pub in der Friedrichstraße.

November 2012

Da höre ich doch neulich, wie ein Kunde danach fragt, wie er die frisch erworbene Tweedkappe am besten pflegen kann. Hey, hey, how to care a tweed cap? – Just don’t lose it. Verlier sie einfach nicht, das ist die beste Fürsorge. Nebenbei bemerkt werden diese Mützen auch gerne mal weggefunden. Deshalb am besten gar nicht absetzen, oder gleich in die Tasche stecken.

Oktober 2012

Ich weiß, die einen sagen so, die anderen so. Ich selber zähle mich eher zu den freundlichen Zeitgenossen. Naja, egal. Jedenfalls bin ich nicht so einer, wie dieser Jack Oldfield, der sich sogar mit dem Teufel anlegte. Den kidnappte er und forderte für die Freilassung, er solle ihm nicht mehr in die Quere kommen. Dadurch vermasselte dieser Oldfield sich, nach dem Tod in den Himmel Einlass zu finden. Aber auch die Hölle blieb ihm versperrt, weil er sich ja mit dem Teufel überworfen hatte.
Der Teufel war aber immer noch zuvorkommend genug, ihm eine Runkelrübe und ein Stück glimmender Kohle auszuhändigen, damit diese ihm den Weg durch die Dunkelheit weise.
So ist der Brauch vom fratzengesichtigen Kürbis, der die Rübe ersetzte, entstanden.
Hallowe’en (in der Connacht Oíche Shamhna, gesprochen ee-hah how-nah) ist der Tag vor Allerheiligen (All Hallows‘ Eve) und hat seine Ursprünge im katholischen Irland.

September 2012

In den letzten Jahren hat es sich so ergeben, daß die Früchtekuchen aus Dublin jeweils die spannendste Anreise haben. In einem Jahr gingen sie fehl, landeten bei jemandem, der eigentlich Bildschirme erwartete. Es schloss sich eine fast vierwöchige Irrfahrt an, nach dem Motto: Irische Kuchen auf Deutschlandtournee. Diesmal reisten sie mit einer Harfe, die an eine Berliner Oper geliefert wurde.

August 2012

Für die Terminplanung im September: zu Tagen der irischen Poesie lädt die Literaturwerkstatt Berlin vom 25. bis 27. 9. ein.

Juli 2012

Unsere Tweedmützen aus Donegal erwartet mit ihren neuen Besitzern ein Leben voller Abenteuer, aber auch Schicksalsschläge. Was wurde da schon erzählt von Windstößen, die die Kappe in den Landwehrkanal segeln ließen. Oder durchzechter Nacht in St. Petersburg, wo die Mütze auf dem Heimweg im Park verlustig ging und am nächsten Tag vom Trecker überfahren und dennoch heil wiedergefunden wurde. Doch diese Geschichte schlägt wohl dem Fass den Boden aus: da ist der Neffe auf Zimmermanns-Wanderschaft. Die Arbeit wärmt, also wird die Mütze abgelegt. Irgendwann liegt ein Brett drauf und der Kollege sägt. Brett und Mütze sind halbiert…

Juni 2012

Mit dem Album „Voice of Ages“ feiern die Chieftains ihr 50jähriges Bandjubiläum.

Mai 2012

Neuer Termin für die Flughafeneröffnung Berlin International Airport ist nächstes Jahr am St. Patrick’s Day. Ha, Ha, Ha, der ist gut!!!

April 2012

Introibo ad altare Dei – so steht’s auf den ersten Seiten James Joyce’s Ulysses, es folgen 18 Episoden avantgardistischer Literatur und Wortakrobatik… Das komplette Werk wird vom 16. April an auf RBB Kulturradio gelesen, in insgesamt 40 Stunden…

Live fast, play even faster – so könnte das Lebensmotto von Barney McKenna gelautet haben. Der Meister auf dem Tenor Banjo – und als solcher bei der legendären Band The Dubliners beschäftigt – ist verstorben.

März 2012

Unter der Losung The Greening wird am diesjährigen St. Patrick’s Day der Berliner Fernsehturm grün erstrahlen. Was mich erröten läßt…

Februar 2012

Ein Höhepunkt beim irischen Literaturfestival in der Berliner Literaturwerkstatt war der Auftritt des Poeten Michael Longley. Der ist alles andere als ein Vielschreiber, und es vergehen schonmal acht Jahre ohne Vollendung auch nur eines einzigen Gedichtes. Seine Erklärung: „silence is part of the enterprise“.

Januar 2012

Besuch in Dublin:

„There is a good time coming. Be it ever so far away“. So kündet eine Wandplakette am „Doyles“ Pub in der Dubliner Fleet Street. Und schöner kann kein Dichter noch Politiker es sagen.

Irland, grüne Insel. – Grün, Farbe der Hoffnung. – Irland in der Rezession. – Spürt man das? Ich finde ja. Aber das boomende Irland, als der keltische Tiger zum Sprung angesetzt hatte und immer höher und weiter zu fliegen versprach – dieses Irland fand ich verstörender.

Wenn man eine Stadt seit über zwanzig Jahren regelmäßig aufsucht, kommt es nicht mehr so aufs Neuentdecken an, sondern der Abgleich tritt in den Vordergrund – was ist geblieben, was hat sich verändert. Und es bilden sich Rituale heraus. Zu meinen gehört die Mahlzeit mit Fish und Chips. Seit vor Jahren die Meldungen vom Fangverbot für Kabeljau aufkamen – und bei mir soll es am liebsten Smoked Cod sein – fotografiere ich den Teller vorsichtshalber bevor ich das Arrangement zerlege. Vielleicht muß ich mich bei den jungen Französinnen entschuldigen, die mich diesmal beim Schnappschuss beobachteten, denn die fielen vor Lachen fast vom Stuhl.

Es gibt Orte, die man irgendwann nicht mehr aufsucht, weil sie an Charme verloren haben, das authentische Landestypische dem Ringen nach Internationalität gewichen ist. Über Bewahrtes freut man sich um so mehr und denkt, man kann es erhalten helfen durch bloßes Erscheinen, ein Schwätzchen oder indem man etwas erwirbt.

Meine Neuentdeckung 2012 ist „Sweny“ am Lincoln Place nahe Trinity College, das aus der Zeit gefallen scheint. Sweny wird mehrfach in James Joyce’s Ulysses erwähnt, denn Leopold Bloom kaufte hier ein Stück Lemon Seife für Molly und trug es den ganzen Tag in der Jackentasche, von Zeit zu Zeit danach tastend. Die kleine Apotheke existiert seit 1853 und wurde zuletzt von zwei alten Damen betrieben. Eines Tages schlossen sie das Etablissement ab, um nicht mehr zurückzukehren, sie waren in Pension gegangen. Jetzt ist der Laden in alter Ausstattung mit Büchern befüllt und es gibt täglich Lesungen aus Joyce’s Werken. Auch die Lemon Seife kann man kaufen.

Die Edel-Shoppingmeile Grafton Street wirkt seltsam verwaist. Mitte der Neunziger konnte man da kaum schlendern so drückten und schoben die mit großen Einkaufstüten bewehrten Konsumfreunde. Nördlich, am Tor zum jugendlichen Partybezirk Temple Bar, hält sich tapfer das Camp der Occupy-Bewegung vor der Central Bank of Ireland. Einer der Köpfe dieser Bewegung in Dublin ist Sohn der früheren Präsidentin Mary Robinson.

Krisengebeutelt wenden sich viele Iren verstärkt den kulturellen Wurzeln zu, der Literatur, dem Liedgut. Im letzten Jahr fiel die Wahl zum neuen Präsidenten auf einen Dichter. Mr. Michael D. Higgins ist ein sympathischer kleiner Mann. Es gab schon einmal einen eher kleinwüchsigen Präsidenten in Irland. Als der eine Antrittsrede hielt in einem Stadion rief ein Ire: Kann mal jemand den Rasen mähen, ich will den Präsidenten sehen. Diese Anekdote kam in Erinnerung, da man das Gras jetzt noch kürzer schneiden müßte.

Bei meinem Spaziergang über den Merrion Square mit Skulpturen zum Gedenken an Oscar Wilde oder den beliebten Komiker und Schauspieler Dermot Morgan (1952-98) alias Father Ted beobachte ich zwei ältere Männer. Die sitzen auf einer Parkbank und werfen Münzen gegen den Rasenrand, so wie wir es als Kinder.am Bordstein gespielt haben. Nun ja, zu etwas ist der Euro immer nütze.

Oktober 2011

Die Irish Times druckt zu Ehren des großartigen Schriftstellers Myles na gCopaleen den ganzen Oktober über täglich eine seiner Cruiskeen Lawn Kolumnen. Mir kracht das Zwerchfell.

September 2011

Ab April nächsten Jahres wird in Irland geglampt. Sollte diese Fügung aus Glamour und Camping der letzte Schrei werden?! Luxuriöses Campen unterm Zeltdach auf Holzpodesten mit Teakholzmöbeln und Kingsize-Betten. Na gut, Kenmare halt…

August 2011

Michael Flatley rockt die Cliffs of Moher.- Wir erinnern uns noch, was sich unlängst am Rügener Kreidefelsen ereignete…? Hhm. Michael Flatley wird am 1. und 2. September seine Tanztruppe auf den Cliffs of Moher antreten lassen, und dann wird geriverdanct.

August 2011

Heinrich, wir bleiben jetzt an jedem verdammten Schaufenster stehen, mir wird das echt zuviel! Sprach eine Mitte-Mutter.
Juli 2011

Ein ausführliches Kundengespräch über Material, Produktion, Traditionen. Ja, ja, weiß er alles, sagt der Kunde. Abends steckt er nochmal den Kopf in den Laden. „Bei der Jacke, wat war det nochma für’n Hybriden-Stoff?“ „Ach“, sag ich, „ein Harris-Tweed Jacket.“

Juni 2011

As the Irish Berlin Leprechaun says: I don’t suffer from losing touch with reality. I enjoy it!

Mai 2011

Ich habe überraschend eine virtuelle Reise nach Schrozberg angetreten. Von dort hatte Herr W. angerufen, der 10 Gläser Whiskeymarmelade bestellte. Beim Einpacken bemerkte ich, daß die Adresse nicht komplett ist. Dank Internet war ich kurze Zeit später im Landkreis Schwäbisch-Hall zwischen Jagst und Tauber: in Schrozberg. Ein kleiner liebenswerter Ort, den ich nunmehr zu kennen glaube wie meine Westentasche. Vor allem die Einwohner mit Nachnamen W. sind mir ans Herz gewachsen. Ich kenne sie alle! Habe jeden einzelnen nach seiner Liebe zu irischer Marmelade befragt. Und jeder hat mir versichert: bei uns im Ort gibt es keinen R. W.! Schade eigentlich. Aber es war zu spüren, daß sie mir gern einen präsentiert hätten, einfach aus Hilfsbereitschaft. Vielleicht fahre ich demnächst mal hin mit meiner Marmelade…

April 2011

Myles na Gopaleen kann durchaus als Vorreiter des Bloggens gewürdigt werden, so wie er seine wunderbaren Schnipsel für die Irish Times verfasste. Im Jubiläumsjahr muß man Myles und Flann und wie er alles heißt dringend wieder lesen.
März 2011

Ein Dame berichtet von wunderbaren Familienurlauben in Irland und England. Ihr kleiner Sohn heißt Arthur. In England rief das Entzücken hervor: Oh, schön, wie King Arthur. In Irland freute man sich: Oh, schön, wie Arthur Guinness.

Februar 2011

Der verehrte Übersetzer, Autor und Botschafter des irischen Whiskeys, Harry Rowohlt, wird den „Prix Pantheon 2011“ erhalten.

Januar 2011

Die irischen Meister-Destilleure haben sich an den rauchigsten irischen Whiskey aller Zeiten gemacht. Er heißt Connemara Turf Mór und erscheint als limitierte Edition.

Dezember 2010

Der Käufer einer irischen Tweed Patch Cap sieht beim Bezahlen das Label der in ökonomische Turbulenzen geratenen Nation und stellt trocken fest: Da hat man das ganze Problem auf’m Kopf.

November 2010

Ganz Berlin, so schwärmt eine junge Dame, spricht davon, daß es bei Ihnen die schönsten Socken gibt.

Oktober 2010

Ein olfaktorisches Vergnügen für jeden Irlandfan ist dies: den unverwechselbaren Duft eines Torffeuers kann man sich jetzt ganz einfach ins Wohnzimmer holen mit dem „Irish Turf/Peat Incense Cottage Burner“. Tja, da freut man sich über die modernen Heizungen von heute, und dann fehlt doch was…

April 2010

Ein Gang ins Kino könnte sich mal wieder lohnen… „Nothing Personal“, gedreht in der mystischen Landschaft Connemaras. Und im Cottage, das einst die Eltern des Literaten Oscar Wilde bewohnten. Das wäre ja schon Grund genug. Aber der Plot klingt auch spannend. Die wiederborstige Anne läßt ihre Ehe und Amsterdam hinter …

Anfang Februar 2010

Diese Zeilen aus Irland erreichten uns gestern: „Hallo Beate, liebe Grüsse aus dem warmen sonnigen Südwesten Irlands, die ersten Blumen werden demnächst blühen und es wird erst gegen sieben dunkel, alles Zeichen, dass der Sommer naht, den Frühling haben wir ja offiziell seit Montag.“ – Also ehrlich mal, Berlin, nun is aber genug mit Winter!!! Wir wollen irisches Wetter!!!

November 2009

Colum McCann, geboren 1965 in Dublin, bekommt den amerikanischen Literatur-Oscar, den National Book Award for Literature 2009

Oktober 2009

Bungee Jumping ist was für Anfänger. Wer auf der Suche nach dem wahren Kick ist, muss sich schon was besseres einfallen lassen. Wie wär’s mit einem von 450 Mietfahrrädern in Dublin?

Juni 2009

Erklärungsversuch, vorm Schaufenster belauscht: „In Irland gibt’s Schotten. Naja, so wie hier die Bayern. Und die tragen dann Schottenröcke.“ (Noch Fragen zur Europawahl vom letzten Wochenende?)

April 2009

Ein wohlanzusehender junger Mann from Bavaria sorgt sich um Leprechauns Wohl: „Haben sie’s hier warm im Winter?“ Leprechaun: „Eigentlich ja, obwohl, manchmal… Aber ich habe ja genug Wollsachen hier, da weiß ich mir schon zu helfen.“ Kurze Pause, dann sinniert der Herr laut: „Ein Liebhaber um die Ecke, das wär’s doch eigentlich.“(Hhm)

März 2009

Ein Kunde steht im Laden und wühlt hektisch in seiner Hosentasche. Während er so ohne sichtlichen Erfolg nestelt, entwischt ihm ein „Mist, der Beutel ist kaputtgegangen“. Dann kommt eine Hand zum Vorschein, und als die Faust sich öffnet erscheinen schwarze krumme Krümel auf dem Handteller. Der Kunde will wissen, ob es sich hierbei um Barrys Tee Classic, Gold oder Original Blend handelt. Schmeichelhaft, welche Kompetenz uns zugetraut wird.

November 2008

Sherlock Holmes hilft: Ein Kunde erklärte, er hätte hier im Laden mal einen „Pfeife rauchenden Papagei“ gekauft, als Anstecker. Da war ich erstmal ratlos. Habe mir dann virtuell eine Sherlock-Holmes-Ermittlungskappe übergestülpt. Und die grauen Zellen fahndeten mit Erfolg. Es muß der Guinness-Tukan gewesen sein, der heiter ein Pintglas auf dem Schnabel balanciert.

Juli 2008

Emma aus Glasgow spielt vorm Laden auf ihre weiche poetische Art Fiddle, dazu Andreas‘ beseeltes Gitarrenspiel. Plützlich viel Lärm und Jubel und „Just married“-Rufe. Ein Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft bevölkern die Große Hamburger Straße, es wird getanzt, geklatscht, fotografiert.

Juni 2008

Eine Familie aus Dänemark lief in Erfurt übern Domplatz und erspähte einen Herrn in einem wunderbaren Hemd. Sie sprechen ihn an, er erzählt von „Irish Berlin“. Ein paar Tage später kaufen sie hier ein…

Mai 2008

Eine Kundin fragt nach dem Eingeh-Verhalten der Grandfathershirts beim Waschen. Folgt ein echter Fachdialog: „Die Shirts sollte man etwas reichlich nehmen, sie gehen ein, aber so doll auch nicht, die werden ja bei 40 Grad gewaschen, nicht gekocht.“ „Ja klar, sind ja keine Teebeutel.“

Februar 2008

Wer den wunderbaren Film „Once“ mit seiner einfach erzählten, berührenden Geschichte im Kino verpaßt hat – er ist auch ein Hörvergnügen. So gab es einen Oscar in der Kategorie Bester Song für „Falling Slowly“ mit Glen Hansard und Markéta Irglová.

September 2007

Das Berliner Kudamm-Karree wurde jüngst von einem irischen Investor erworben, die Dubliners haben sich für Ende November im Tempodrom angekündigt, mit dem nachvollziehbaren Motto „Too late to stop now“. Und in der Großen Hamburger? Da gab es am letzten sonnigen Sonnabend im September irische Straßenmusik vom Feinsten. Slainte!!

Mai 2007

Im April hatte eine herrlich neugierige Journalistin den Laden aufgesucht für eine Sendung auf Radio Multikulti, die am 27.4. übern Äther ging. Hinter vorgehaltener Hand hatte sie gefragt, wie man so einen Pfundskerl von Leprechaun wie mich überhaupt zum Sprechen bringen könnte. Nun, mit einem ordentlichen Tropfen. Gerne auch öfter. Und mit Geschichten, die so umwerfend sind wie das Erscheinen eines entfernten Nachfahren des Oscar Wilde himself, im Wonnemonat Mai im Laden…

März 2007

In einem Artikel in der „Berliner Zeitung“ verstieg der Autor sich zu der Behauptung, St. Patrick’s Day würde in Dublin erst seit 1996 „richtig gefeiert“. Man soll ohnehin nicht alles glauben, was in der Zeitung steht… Ich erinnere mich jedenfalls gerne an meine erste Parade in Dublin 1991. Vielleicht ist im Dezember zu lesen, hierzulande feiere man erst richtig Weihnachten, seit diese unsäglichen Weihnachtskasper aus dem Baumarkt Fassaden erklimmen.

10./11. Februar 2007

Seit diesem Wochenende öffnet sich das Croke Park Stadion in Dublin dem gemeinen Spiel. Bislang war es den zutiefst irischen Sportarten Hurling und Irish Gaelic Football vorbehalten.

Januar 2007

Besuch in Dublin.
Zugegeben, zunächst alpträumte ich, es könnte mich in einen umfassenden Victoria-Beckham-lookalike-Wettbewerb verschlagen haben. Beim Anblick all der Fashion-Victims und Shopaholics in Dublin. Der Botox-Spritzstationen und Zahnbleich-Institute an jeder Ecke. Der Nagelmodellage-Willigen in den Kosmetik-Abteilungen der Kaufhäuser. Und das in Irland! – Hatte ich nicht kürzlich gelesen, Frau Beckham nähere sich zusehends der Gestalt eines Regenschirms an, eines mit defekter Aufspann-Automatik. Und das in Irland! – Immerhin, es regnet ja kaum noch.
Aber am Ende wurde alles gut. In der National-Bibliothek ist noch bis Ende Februar 2007 eine phantastisch aufbereitete W.B.Yeats Ausstellung zu sehen. Die Hugh Lane Gallery wurde sehr schön renoviert und erweitert, das Francis Bacon Studio ist jetzt kostenlos zu sehen. In der Hafenbucht von Howth tummeln sich dicke glückliche Robben. Nach Belfast gibt es jetzt eine schnelle preiswerte Busverbindung. Etc pp.

Dezember 2006

Im Grunde kann man bei irischen Autoren nicht viel falsch machen (es sei denn, es handelt sich um die Tochter des Staatsoberhauptes und ihren Bestseller) – wer nach wahrer Literatur lechzt, dem sei „Die See“ von John Banville ans Herz gelegt.

Juni 2006

Für seinen Film über die irische Unabhängigkeitsbewegung „The Wind That Shakes The Barley“ konnte Ken Loach bei den Filmfestspielen in Cannes 2006 die Goldene Palme entgegennehmen. Eine Filmreihe im Berliner fsk und im Lichtblick-Kino würdigt vom 15. bis 21. Juni den Regisseur, der im Juni seinen 70sten Geburtstag feiert.

Mai 2006

Just im Wonnemonat Mai stand hier einer im Laden und sinnierte darüber, dass es eigentlich Scheisse ist, wenn man seine zukünftige Frau nicht kennt.
Ich hatte bis lang nicht darüber nachgedacht. Aber, hej, da konnte ich nur vollinhaltlich zustimmen. „Kiss me, I’m Irish!“

Februar 2006

Gelegenheit zum Fachsimpeln und Schwärmen über das Irische im Allgemeinen und Besonderen findet sich bei „Irish Berlin“ immer wieder. Nachdem die Ladenbesitzerin einen ihrer liebsten irischen Segenswünsche zum besten gegeben hatte, teilte ihr der freundliche Gesprächspartner via Mail mit, dass Geplänkel zeitige mittlerweile enorme Folgen. „Ohne dass Sie es wollten, hat sich an der Übersetzung Ihres Favoriten eine internationale Diskussion entzündet.“
So sei ein Beitrag von einem Helden der Gälen aus den Niederlanden gekommen. Zudem habe es aber auch harsche Kritik, Spott und Hohn gehagelt („blessings or curses“, „Hongcong-made“ etc.)
Hier die Zeilen, die so aufwühlten:
„Mögest du
den Tisch immer hungrig verlassen,
das Bett müde
und die Kneipe durstig.“

Januar 2006

Eine Nonne in schwesterlicher Tracht fragt im Laden nach, ob man auch Bankräubermützen führe. Allen Ernstes. Die eisigen Temperaturen der letzten Tage können diese ungewöhnliche Anfrage erklären.

Dezember 2005

Mit wenig Aufwand Atmosphäre schaffen…
….lässt sich ausser mit Whiskey auch mit kleinen Torfwürfeln, die auf feuerfester Unterlage auf dem Wohnzimmertisch vor sich hin glimmen und die Sinne so mit echt irischem Odeur zu betören vermögen.

November 2005

November gilt ja als der Deutschen düster-melancholischer Monat.
– Keineswegs lustig, aber allenthalben originell ist die Selbstenleibungsmethode, von der geschrieben steht in der wunderbaren Bernhard-Shaw-Biographie von Michael Holroyd (auf deutsch bei Suhrkamp). Demnach nahm Onkel Barney eine leere Reisetasche zu Hilfe, wurde aber im Moment, da er diese über sein Haupt zu stülpen suchte, derart von einem Lachanfall geschüttelt, dass die Herzmechanik rebellierte.
Der Mann verstarb, ehe er sich umbringen konnte.

August 2005

„The Luck of the Irish“ ist Dolores McNamara widerfahren, die den größten Lotto-Jackpot der europäischen Geschichte knackte. Die 50jährige Mutter von sechs Kindern wurde auf einen Schlag reicher als das Ehepaar Beckham, als sie für ihren 1-Euro-Lottoschein den Gewinn von sagenhaften 115 Millionen Euro für sich verbuchen konnte. Erfahren hatte sie von ihrem Glück beim Pubbesuch am 30. Juli, wo sie sofort eine Runde schmiss, um dann den wertvollen Tipschein zur sicheren Verwahrung an den Ortspolizisten weiterzugeben.

Juli 2005

Lesetip für den Sommer: Ardal O’Hanlon: „Talk of the Town“
Der Autor gibt mit diesem rasanten, überraschenden, am Ende etwas mysteriösen Buch sein Roman-Debüt. Bekannt ist er bislang eher als Schauspieler, mit Auftritten u.a. in „The Butcher Boy“. In einer Art von Fänger-im-Roggen-Story der 90er Jahre kann der Leser mit dem alles andere als heldenhaften Scully durchs Leben hechten und lieben und leiden. (List Taschenbuch)

Juni 2005

Was macht ein Texaner, wenn es ihn im protestantischen Preußen nach einem Rosenkranz verlangt? Er fragt im Irish Pub nach, wo man vermutet, er könnte bei „Irish Berlin“ fündig werden. Leider führt der Laden an entfernt klerikalen Devotionalien nur „Father Ted“-T-Shirts mit dem lädiert nach Girls, Feck, Drink verlangenden Unhold Jack.
Was wiederum zwei irische Twens in Laute der Verzückung versetzte, konnten sie so doch schon Weihnachtsgeschenke für die Lieben daheim an Land ziehen.

Mai 2005

Die irische Post wirbt mit einem Briefstempel für ihren Passport-Express-Service. Innerhalb von nur zehn Arbeitstagen wird einem demnach ein neu beantragter Pass zugestellt.
Liebes deutsches Bürgeramt…

April 2005

Am 4. April lief über den Kurzmeldungsstreifen im Nachrichtenfernsehen die Notiz, dass in Irland zwei Tage nach Versterben des Kirchenoberhauptes bereits ganz weltlich die Wettmanie ausgebrochen ist. Über fünftausend Wetten auf den Nachfolger der Papstes stehen bereits zu Buche, höchster Einsatz 1000 Euro.

März 2005

Passend zu den Menschenaufläufen allerorten am St. Patrick’s Day zitiere ich Brendan Behan, der nach der Quelle seiner Inspiration befragt meinte: die Gewöhnlichkeit der Menschen – weil sie oft außergewöhnlich ist.

Februar 2005

Bei einer Führung durchs Dublin Castle erkundigt sich ein amerikanischer Gast nach den Royals. Das verschlägt der netten Schloss-Erklärerin glatt die Sprache. Später raunt sie: „I hope when he once will be back in his country he will have realised that Ireland is a Republic!“

Januar 2005

Johnny Carson ist mit 79 gestorben.

Cork, die „heimliche Hauptstadt“ Irlands und Rebel City ist Kulturhauptstadt Europas 2005. Nach einem lautstarken pyrotechnischen Spektakel am 8. Januar werden auch leisere Töne angeschlagen, mit Poeten aus den zehn neuen EU-Ländern, die auf Corker Podien Gedichte zum Besten geben werden.

Dezember 2004

Wahrscheinlich konnte inzwischen die freie Stelle als Putzkraft für den Millennium-Spire in Dublin besetzt werden. Über den Grad der Befriedigung an so prononciertem Ort zu arbeiten, kann nur spekuliert werden. Insgesamt jedoch ist Irland inzwischen als eines der Länder mit höchster Lebenszufriedenheit eingestuft worden. Happy New Year!

September 2004

„In Memory of Micho Russell“ (verstorben 1994) musizieren Tony MacMahon, Christy Barry und Gerry O’Connor am 23. September im Artenschutztheater Berlin, Lüneburger Str. 369/370.

Juli 2004

Leseempfehlungen für den Sommer:

Peter Sheridan „Dublin im Herzen“ – ein Erinnerungsbuch, das das Herz rasen lässt vor Glück und Traurigkeit, für mich das fesselndste, lebendigste seit „Die Asche meiner Mutter“.

„In Schlucken zwei Spechte“, Harry Rowohlt erzählt Ralf Sotscheck sein Leben von der Wiege bis zur Biege – derweil sie ordentlich Getränke konsumieren, laufen die beiden Herren zur Hochform auf. Lesen Sie dieses Buch alleine, oder seien sie gefasst auf verstörte Blicke von Passanten, Mitreisenden, Mitbewohnern etc. Unvermitteltes Losprusten, Lachen, Schreien lässt sich bei etlichen urkomischen Passagen einfach nicht vermeiden.

Paul Howard „Hostage“ – meine Freundin Katz brachte dieses Buch, das Einblicke in „notorious Irish Kidnappings“ gibt, von ihrer diesjährigen Irlandreise mit. Dokumentierte Geiselnahmen aus den 70er und 80er Jahren. Nebst mitgeschnittenen Telefonaten, Geschichten von Annäherung und Verrat, voller Dramatik, zuweilen auch erschreckend dilettantisch. Geschichten, die Geschichte erfahrbar machen.

Mai 2004

Erster Augenzeugenbericht aus der rauchfreien Pubszene in Irland: es ist leerer geworden. Die Raucher stehen draußen und genießen das schwarze Gold. Wie soll das bloß im Winter werden…?

Februar 2004

Liebenswert inkonsequent sind sie ja, diese Insulaner. Ein Glück aber auch! Das Rauchverbot in irischen Pubs sollte zunächst mit Jahresbeginn 2004 in kraft treten. Wurde dann auf Februar verschoben und mittlerweile auf den 29. März. Der St. Patrick’s Day kann mithin wie gewohnt in rauchschwangeren Etablissements mit Unmengen Pints begangen werden. Glückselig und doller denn je – schließlich soll danach dann ja wohl doch das Gesetz greifen, oder? Doch weiteres Ungemach ist im Anmarsch, bzw. im Anrollen: die Straßenbahn. Huch, da hatte man ja gar nicht dran gedacht: Oberleitungen in der O’Connell Street lassen sich schwer vereinbaren mit der Parade und ihren hohen Wagen…

Dezember 2003

So mild, wie der November in diesem Jahr in den Dezember glitt, fühlt man sich von Wetterkapriolen genasführt, wie man sie sonst eher aus Irland kennt. Der Ire umschreibt die landestypische Witterung wie folgt: The summer is cold and wet, and the winter is wet and warm.

September 2003

Wie AFP Ende August vermeldete, wurde drei italienischen Irland-Urlaubern ihr schlechter Orientierungssinn zum Verhängnis. Oder war es doch vorausgegangener Zuspruch zum „schwarzen Gold“? Jedenfalls war den Männern der Name ihres Hotels wie auch dessen Anschrift entfallen, wie es in einem Hilfsaufruf der Polizei hieß. Lediglich, dass die Unterkunft eine grüne Tür hat, sei den Italienern noch gewärtig gewesen.

August 2003

Wie einem Artikel in der „Neuen Zürcher Zeitung“ zu entnehmen war, kamen Lissadell-House in Sligo (häufiger Aufenthaltsort für W.B.Yeats) und Abbeville bei Dublin untern Hammer. Ersterer Palast fiel einem anonymen Käufer zu. Das Anwesen bei Dublin konnte ebenfalls an den Mann gebracht werden. Es hatte Charles Haughey, dem früheren Premierminister, gehört, dem zwielichtige Finanztransaktionen nachgesagt werden. Mit dem Verkauf konnte er zweifelsohne wieder einen Supercoup landen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ schrieb dazu (16./17.August): Manche fragen sich heute, ob Haugheys Familie rechtmäßig von den Früchten seiner Unmoral profitieren dürfe, aber offenbar gibt es kein Gesetz dagegen. „Die Unschuldigen und die Schönen“, bemerkte Yeats in (einem) Gedicht, „haben keinen Feind – außer der Zeit.“ Haughey ist weder das eine noch das andere und kann sich deshalb nicht über einen Mangel an Feinden beklagen.

Die Meldung des Sommers 2003

Gewarnt werden musste vor einem gefährlichen vietnamesischen Hängebauchschwein, welches seit 12 Monaten sein Unwesen treibt. Im County Clare biss es zuletzt zu. Alle Versuche, dass Tier einzufangen, scheiterten kläglich. Aber wie kommt der Asiat überhaupt nach Irland? Entwuchs er schlicht der Eignung als Wohnzimmergenosse, war er in einer Restauration als Menü vorgesehen?

März 2003

In Belfast laufen die Vorbereitungen für das vierte Cathedral Quarter Arts Festival auf Hochtouren. Start des Kunstfestes mit Theateraufführungen, Lesungen und Ausstellungen ist am ersten Mai. Aus Berlin wurde der Maler Volker Mehner eingeladen, seine Bilder im „John Hewitt“ zu zeigen. Die Ausstellung wird Öl- und Acrylarbeiten vorstellen, die Texte und Textfragmente aus Gedichten und Prosa von Seamus Heaney in die Malerei einbeziehen.

Februar 2003

Schöne Ausstellungseröffnung mit Jack Pakenham in Berlin. Jeff spielte Whistle, Johnny die Spoons. Ein paar Tage später mischte Jack mit Radschlägen auf der Tanzfläche die Russendisko im Kaffee Burger auf.

Januar 2003

„It’s lovely, bright and proud“ oder so titelte die „Irish Times“, als es Ende Januar endlich gelang, das Milleniums-Projekt für Dublin zu verwirklichen. Das deutsche Sprichwort „Was lange währt wird endlich gut“ ist hier nicht anzuwenden. Nach fünf Jahren von der Planung bis zur Realisierung sieht dieses Monstrum einer 120 Meter hohen metallenen Säule mitten auf der O’Connell Street einfach nur monströs aus. Das Monument wurde kurze Zeit später von den Einheimischen mit einem hübschen Kosenamen bedacht: Stiletto in the Ghetto. Von offizieller Seite ließ man es sich nicht nehmen, die Angelegenheit weiter zu verschlimmern, indem man bei der Weihe des Stahlstachels eine Zeitkapsel im Boden versenkte, deren Inhalt künden soll von unsern Tagen. Also vom Leben in Dublin anno Anfang 21. Jahrhundert. Und dafür wählte man als aussagekräftige „Grabbeigaben“ unter anderem die Speisekarte einer Pizzakette, einen Supermarkt-Kassenbon, Zigaretten und eine Fernsehprogrammzeitschrift. Was werden die Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel wohl dazu sagen?

 

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