Menschenrechtler und Nationalheld
Heute vor 100 Jahren wurde Sir Roger Casement hingerichtet.
Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa bezeichnete den Iren Roger Casement (Ruairí Dáithí Mac Easmainn) als einen der größten Menschrechtler aller Zeiten und widmete ihm im Jahre 2010 den biographischen Roman „Der Traum des Kelten“.
Casement, geboren 1864 in Dublin und mit 12 Vollwaise, wanderte mit 16 Jahren nach England aus. Mit 22 ging er in den Kongo, wo er später den Kolonialismus mit seinen Folgen und die Greueltaten der Belgier kennenlernen sollte. Während einer Mission, die ihn nach Peru führte, deckte er Zwangsarbeit und die beinahe Ausrottung der Indios auf. Auch Großbritannien zeigte sich als Kolonialmacht, ob in Indien oder Afrika oder auch in Irland. Casement, jahrelang als Diplomat im Dienste der britischen Regierung unterwegs, zeigte Misstände und Gewalt auf, wo er sie sah und wurde dafür 1911 sogar vom britischen König geadelt.
Gesundheitlich angeschlagen zog er sich 1912 aus der Diplomatie zurück.
In seiner Heimat Irland stellte er sich auf die Seite des Widerstandes gegen die Krone. So reiste er bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Deutschland und überredete das deutsche Militär, die irischen Aufständischen zu unterstützen. Auch suchte er, eine Freiwilligenbrigade aus irischen Kriegsgefangenen zu rekrutieren. Ein Waffenschmuggel von Lübeck zur Bucht von Tralee ging schief und Casement wurde an der irischen Küste verhaftet und nach London überstellt, wo er des Hochverrats angeklagt und auf der Basis eines englischen Gesetzes von 1351 verurteilt wurde.
Eine Intrige englischer Kabinettspolitik half, Unterstützer für Casements Freisetzung abzuschrecken. So brachten Detektive von Scotland Yard die sogenannten Schwarzen Tagebücher Casements auf, die u.a. seine Homosexualität belegen sollten. Ein gefundenes Fressen für eine Verleumdungskampagne, die verhindern sollte, dass Casements Hinrichtung einen Märtyrer hervorbringen würde. Es galt, ihn moralisch zu vernichten und Befürworter einer Begnadigung im Hochverratsprozeß abzuschrecken.
Am 3. August 1916 wurde Casement um 9.15 Uhr im Londoner Pentonville-Gefängnis erhängt.
1965 wurden seine Überreste nach Irland überführt.
Über 30000 Iren begleiteten am 28. Februar 1965 den Sarg als er auf dem Dubliner Glasnevin Cemetery beigesetzt wurde. Allerdings ist bis heute nicht ganz sicher, ob dieser tatsächlich seine Gebeine enthielt, da sich im Gefängnisgrab noch andere befanden.
(Foto: Blick über den Friedhof von Glasnevin, Dublin)