Happy Bloomsday!
„When I die, Dublin will be written in my heart“, verkündete James Joyce, der Irland und die geistige Enge zu seiner Zeit lieber aus sicherer Entfernung betrachtete. Sein Werk wiederum ist in die Herzen der Literaturfreunde eingeschrieben. Auch wenn es – der „Ulysses“ zumal – nicht gerade zur leichten literarischen Kost zu zählen ist.
Am 16.6. ist wieder Bloomsday, weltweit der einzige Feiertag, der einem Roman gewidmet ist. Traditionell wird dann in Dublin auf den Spuren des Leopold Bloom gewandelt. Und auch in Deutschland finden öffentliche Lesungen statt.
Die Lektüre ist eine Herausforderung. Bei „Irish Berlin“ hat sich ein kleiner Lesekreis 14 Monate lang dieser Challenge gestellt, alle zwei Wochen trafen wir uns zum lauten Vorlesen. Es ist dies die wohl schönste Form der Annäherung an das Werk und wir sind froh, dass wir das „durchgezogen“ haben.
Auch die Entstehung dieses modernen Romans war schliesslich kein Spaziergang. Nach des Autors eigener Mutmaßung entstand das Buch zu einem Drittel auf Korrekturfahnen. Man kann nur annähernd ermessen, wie das auch die Verlegerin und die Drucker forderte. Nicht zu sprechen vom Umfang der Schrift, der mit 265000 Wörtern weit über die Schätzung aller Beteiligten hinausging und die veranschlagten Druckkosten entsprechend überstieg.
Wohl dem Schriftsteller, der da auf eine Verlegerin wie Sylvia Beach traf, die im unerschütterlichen Glauben an Joyce‘ Genialität das riskante Projekt vorantrieb, das zuvor bei allen angefragten etablierten Verlagen auf Ablehnung stieß. Ein Glück auch, dass die französischen Drucker in Dijon kein Englisch konnten und nicht wussten, was sie da an anstößigem Text setzten.
Dass der Einsatz lohnen würde, war ganz und gar nicht abzusehen. Der Band war verboten und verpönt und wurde im Buchhandel mit entsprechenden Schutzhüllen als Shakespeare-Ausgabe oder andere Literatur getarnt.
Happy Bloomsday!