Nimm nur noch zwei

Irische Geschichten von Ralf Sotscheck im Schreibstark-Verlag

Ralf Sotscheck ist einen Pakt mit dem Teufelchen eingegangen. Dem Teufelchen namens Prokrastination. Kaum ist sein neues Buch im Haus, muss alles andere warten. Wäsche… – egal, Bett… – kann noch lüften, Essen… – schmeckt auch kalt prima.

Das Vorwort, das der für die Wahrheit-Seiten der taz zuständige Redakteur Michael Ringel zu „Der Name der Ente“ verfasst hat, bringt einen schon mal auf Betriebstemperatur. Und liefert einen überraschenden Schlüssel zum Umfang des Sotscheckschen Werks, das neben Zeitungsartikeln und Kolumnen mehr als dreißig Bücher umfasst. Es ist eine launige und liebende Würdigung des Autors. Gleiches lässt sich über die Illustrationen von ©TOM sagen, der Sotscheck augenscheinlich verbunden ist.

Inselspezifische Kulinarik

In sechs Geschichten, die ihrerseits voll sind von Geschichten widmet Ralf Sotscheck sich den anstrengenden Hürden auf dem Weg zu einer erfolgreichen Flugbuchung, der Fitness und ihren Widersachern innerer Schweinehund und Ernährungsgewohnheiten sowie der inselspezifischen Kulinarik. Die scheint so hartnäckig unabänderlich wie die lange eingeschränkten Frauenrechte in Pubs. Die Ladies wussten sich allerdings zu wehren, und wie!

Genüsslich führt Sotscheck die Toastbrotkultur der Engländer vor und lässt an seinen Erfahrungen mit dem ermüdenden Erlebnisshopping um die Weihnachtszeit teilhaben. Besonderes Vergnügen muss dem Journalisten der Blick in die Lokalpresse Irlands und Großbritanniens machen, deren Meldungen nicht immer einen Nachrichten- unbedingt aber einen Unterhaltungswert haben. Kleinkriminalität und absurde Unfälle, Sex und warmes Bier dominieren die Schlagzeilen.

Einzigartig, wie Sotscheck beim Erzählen Haken schlägt, von Thema zu Thema gleitet und das scheinbar Unverbindbare miteinander in Beziehung setzt.

Shaking hands with old friends

Kopfschütteln und Lachflash verschmelzen, wenn er von einer TV-Sendung (vergleichbar dem „Siebten Sinn“ seinerzeit im Deutschen Fernsehen) schreibt, in der der Sachverständige zum Thema Alkohol im Strassenverkehr den grandiosen Rat gibt: „Wenn du das Auto dabei hast, bestell dir nicht das fünfte oder sechste große Bier. Falls du nicht mehr weißt, wieviel du getrunken hast, nimm nur noch zwei Bier zu dir und hör dann auf.“

Um auf das Teufelchen zurückzukommen – ihm zu begegnen ist weniger dramatisch als zu befürchten. Verheißen doch die letzten Zeilen der berühmten Irenphilosophie Why Worry?: …if you go to hell you’ll be so damn busy shaking hands with old friends – you won’t have time to worry!

Beate Lemcke

Ralf Sotscheck: Der Name der Ente. Irische Geschichten, Schreibstark-Verlag, 119 Seiten, Softcover, 12,01 Euro

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